1. Wann bist du das erste Mal wissentlich mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung gekommen?
Das ist eine schwierige Frage. Denn es gbt ja nicht den einen Punkt, an dem man das Thema für sich selbst entdeckt. Es ist ja in allen Lebensbereichen präsent, sowohl geschäftlich als auch privat. Aber eine mögliche Antwort könnte lauten: Als ich zum ersten Mal die wirkliche Chance hatte, etwas selbst zu bewegen. Und das war mit Beginn meiner Selbstständigkeit im Jahr 1998. Da gab es sofort verschiedene Entscheidungen, die ich getroffen habe, um mein damaliges Business nachhaltiger aufzustellen. Das waren Themen der Energieeffi- zienz, aber auch generell der Art und Weise, wie ich mit den ersten Aufträgen umgegangen bin. Ich habe also die untermehmerische Freiheit genutzt, um nachhaltige Aspekte ernst zu nehmen und in mein tägliches Dasein einfließen zu lassen. Aller- dings wusste ich zu dieser Zeit mit dem Begriff Nachhaltigkeit noch nichts anzufangen.
2. Was ist dein Purpose beim Thema Nachhaltigkeit?
Eindeutig das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit. Denn das ist mehr denn je unsere – leider zunehmend schwindende – Lebensgrundlage. Und da finde ich es nur logisch, sich um diesen Bereich verstärkt zu kümmern. Da wir nunmal in der Immobilienwirtschaft aktiv sind, beschreibe ich das mit einem klassischen Sinnbild: Ich beginne nicht, zuerst das Obergeschoss zu bauen, mir Dachziegel auszusuchen oder Möbel zu kaufen, wenn ich das Fundament nicht habe. Unbestritten ist aber auch, dass man natürlich den Bereich der Ökologie nur durchringen kann, wenn man die anderen Bereiche mitdenkt. Denn nur im Verbund wird das Ganze stark und fängt an, von alleine zu laufen. Ein Beispiel: Wenn ich immer nur ökologische Nachhaltigkeit im Unternehmen predige

und dafür im Umkehrschluss die „Social Governance“ vernachlässige, liegt es auf der Hand, dass meine Mitarbeiter:innen das Thema Ökologie und Umweltschutz vielleicht nicht so positiv sehen wie ich selbst.
3. Warum ist es dir ein Anliegen, das auch unsere Partner:innen, Kundschaft, Lieferunternehmen, im Grunde alle Beteiligten den Sinn hinter den Bemühungen verstehen und entsprechend danach handeln?
Ich habe das Gefühl, dass wir alle – da nehme ich mich nicht aus – immer noch zumindest mit einem Bein in der Komfortzone stehen. Das ist menschlich gesehen nachvollziehbar, aber für unsere gemeinsame Zukunft und die Erreichung zumindest der Mindest-Klimaziele leider nicht genug. Daher versuche ich, alle unsere Aktivitäten dazu zu nutzen, für eine noch stärkere Änderung des Mindset und damit verbundene gemeinsame Anstrengungen und Aktivitäten zu werben. Und ich merke, dass sich daraus fruchtbare Diskussionen ergeben, die dann auch wieder in einen Schritt in die richtige Richtung münden. Aber es bleibt eine absolut notwendige Herkulesaufgabe, die ich für mich aber angenommen habe.
4. Sind Aktivitäten oder Tätigkeiten innerhalb der Agentur oder in Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden und der Öffentlichkeit durch ein nachhaltiges Verhalten eingeschränkt?
Ja und nein. Natürlich gibt es Dinge, die würden wir als Agentur nicht mehr machen, da sie einfach nicht unserer Überzeugung entsprechen. Das hatten wir in der Vergangenheit und das wird auch bestimmt hin und wieder in Zukunft vorkommen. Andererseits merke ich aber, dass das ein Haltungsthema ist. Und da gibt es dann zumindest nach meiner Wahrnehmung eher positive Aspekte. Heißt konkret: Die Chancen wiegen die Risiken mindestens auf. Und das gepaart mit dem Wissen, den besseren, weil nachhaltigeren Weg zu gehen, lässt mich nicht zweifeln.
5. Hat das nachhaltige Verhalten einen positiven Einfluss auf die interne und externe Zusammenarbeit?
Ja, ja und ja! Es hat soviel im positiven Sinne verändert, dass das kaum alles aufzählbar ist. Zunächst ist da der Teamzusammenhalt, der durch das sehr tiefe gemeinsame Verständnis von Nachhaltigkeit nochmals deutlich gestärkt wurde. Das bringt viele Vorteile mit sich: Besseres gegenseitiges Verständnis, engere Zusammenarbeit, gemeinsames Wertefundament. Und das kann man mit ähnlichen Attributen auch auf die Zusammenarbeit mit Kundinnen und Kunden übertragen. Hier wächst schlicht zusammen, was zusammen gehört. Nun muss man dazu sagen, dass wir in dieser Hinsicht viel Glück mit unseren Kundinnen und Kunden haben und hatten. Und dennoch: Nachhaltigkeit muss die Oberhand über ökonomische Anreize haben. Das ist und bleibt mein Grundverständnis.
6. Auf welche Handlungen bist du im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit stolz, welche erreichten Ziele bei fiveandfriends machen dich besonders glücklich?
Nun, da ist natürlich zuvorderst der nun vorliegende Nachhaltigkeitsbericht zu nennen, der ja erstmalig auch nach außen kenntlich macht, wie unsere Aktivitäten hier vorangegangen sind. Aber das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. An konkreten Maßnahmen finde ich zwei Punkte hervorhebenswert: Einmal die bisher sehr erfolgreiche Etablierung des Umweltschutzvereins „WE WANT MOOR“, der nicht nur konkrete Umweltschutzprojekte fördert und ermöglicht, sondern auch maßgeblich von meinen Kolleginnen und Kollegen mit unterstützt wird. Weiterhin haben wir mit einigem Erfolg versucht, unseren eigenen CO₂-Fußabdruck soweit möglich zu reduzieren. Dies ist uns durch die Installation einer agentureigenen Solaranlage sowie in diesem Jahr mit der Ergänzung durch einen Stromspeicher ganz passabel gelungen. Aber: Es ist nie genug. Daher arbeiten wir daran kontinuierlich weiter.
7. Wo siehst du noch Optimierungspotential in der Agentur sowie in der Kommunikationsbranche?
In Bezug auf Nachhaltigkeit allgemein sehe ich noch deutlich Luft nach oben im Bereich der verständlichen, klaren und vergleichbaren Nachhaltigkeitskommunikation. Denn hier werden noch zu oft Äpfel mit Birnen verglichen und auch die im wahrsten Wortsinne unsaubere Kommunikation nach außen hin zu den Stake- und Shareholder:innen muss verbessert werden. Stichwort Greenwashing. In Bezug auf uns als fiveandfriends müssen wir noch stärker als bisher darauf drängen, dass nicht nur die gesetzlich vorgegebene Nachhaltigkeitskommunikation erfüllt wird, sondern das hier aus der Not mindestens eine Tugend, wenn nicht gar eine Kür entwickelt wird. Dazu müssen wir selbst ebenfalls neue (Kommunikations-)Lösungen entwickeln und dürfen keinesfalls auf dem Status quo verharren.
8. Abschließend, hast du ein Lieblingszitat ?
So gern wir ja Zitate in unseren Präsentationen für Kundinnen und Kunden nutzen: An dieser Stelle würde ich eher einen Ausspruch meines ältesten Sohnes [Anm. d. Red.: 7 Jahre alt] nutzen, der zu mir sagte: ,,Papa, Natur kaputt machen ist echt doof. Die ist doch so schön!"